Spät, aber doch

SV Wienerberg 1921 – SV Gerasdorf Stammersdorf 3:1 (1:0)

Mit Gerasdorf Stammersdorf erwartete der SV Wienerberg 1921 am Tag seines Sommersfestes einen aufgrund seiner Klasse schwer zu spielenden Gegner, bei dem noch dazu im bisherigen Verlauf der Meisterschaft die Ergebnisse noch nicht den hoch gesteckten Erwartungen gerecht werden konnten. Allerdings ist das natürlich auch auf eine schwere Auslosung zurückzuführen, denn die beiden Niederlagen setzte es gegen die Spitzenteams von Wiener Viktoria und ASK Elektra. Respekt war also angesagt, denn mit ihrem schnellen Umschaltspiel bedeuten die Gäste eine stete Gefahr für jede Defensive.

Die Voraussetzungen für diese Partie waren aber rasch auf den Kopf gestellt. Die Hausherren begannen, perfekt auf die Aufgabe eingestellt, druckvoll und erzwangen bei ihrem ersten gelungenen Angriff über Rene Mjka ein Torraubfoul der Gerasdorfer Abwehr. Routinier Ayhan Akaslan, als 6er fast immer ein sicherer Wert, wurde bereits in der 5. Minute mit einer roten Karte vorzeitig unter die Dusche geschickt. Damit war Wienerberg fast die gesamte Spielzeit numerisch im Vorteil, was zwar naturgemäß angenehm ist, aber auch den Druck, das Spiel gewinnen zu müssen, deutlich erhöht. Der aufgrund der geänderten Voraussetzungen erwartete Führungstreffer der Hausherren ließ auch nicht lange auf sich warten: Thomas Helly erzwang durch aggressives Pressing einen Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte und konnte danach nicht mehr gestoppt werden. Sein starker Abschluss mit dem Außenrist wurde zwar zunächst noch vor der Linie geklärt, aber Rene Mjka blieb beim Abstauber konzentriert und verwandelte sicher zur 1:0 Führung.

Natürlich war der früher Treffer für die Hausherren beruhigend, aber wie sich zeigen sollte, in gewisser Weise auch lähmend. Im Willen, die Partie clever nach Hause zu spielen, nahmen die Favoritner zusehends das Tempo heraus. Nicht unbedingt die falsche Taktik, allerdings gelang es der Mannschaft nicht, die richtige Balance zwischen Sicherheit und Bemühen um einen zweiten Treffer, der die Vorentscheidung bedeutet hätte, zu finden. Das Spiel wurde einfach zu sehr verschleppt und so wurden die Gäste trotz Unterzahl nur selten vor Probleme gestellt. Gefährlich, denn viele Möglichkeiten benötigt Gerasdorf normalerweise nicht, um zu einem Tor zu kommen. Zudem musste auf Seiten der Wienerberger Kapitän Thomas Kral bereits nach einer halben Stunde mit muskulären Problemen ausgetauscht werden, womit sicherlich für die Spielauslösung eine Option weniger zur Verfügung stand.

Die Rechnung für ihr gelähmt wirkendes Spiel bekamen die Hausherren praktisch mit Wiederanpfiff präsentiert. Eine an sich harmlose Situation führte zu einem Elfmeter für die Gäste. Pechvogel Enes Simsek sprang ein Querpass halb im Ausrutschen an die Hand, den dafür fälligen Strafstoß verwandelte Marcel Vittner sicher. Somit waren die Karten neu gemischt, aber wie es oft so geht gelang es Wienerberg lange nicht, den Schalter wieder in Richtung Offensive umzulegen. Weiterhin hatte man aufgrund der numerischen Überlegenheit zwar viel Ballbesitz, aber mehr als ein fades Ballgeschiebe im Mittelfeld resultierte daraus nicht.

Schließlich gab aber gegen Ende der Partie die körperliche Fitness der Hausherren doch den Ausschlag. Die letzte Viertelstunde gab es endlich wieder etwas zielstrebigeren Fußball von Wienerberg zu sehen und ein sehenswerter Angriff über die rechte Seite brachte die Entscheidung: der eingewechselte Dominik Pfeiffer bediente Rene Mjka mit einem Querpass ideal, den dieser auch mit seinem schwächeren rechten Fuß konzentriert und sicher verarbeiten konnte. Somit 80. Minute erneute Führung für die Favoritner. In den restlichen zehn Minuten hatten die Gäste nicht mehr viel zuzusetzen, im Gegenteil es ergaben sich Räume für die Hausherren, die diese recht gut bespielten. Zunächst scheiterte zwar Mustafa Güllü, nach idealem Zuspiel von Thomas Helly, noch an der Querlatte, die endgültige Entscheidung ließ aber nicht lange auf sich warten. Ein Angriff über links, vorgetragen von Thomas Helly und Stefan Brunner, abgeschlossen von Sükür Yavuz führte zum 3:1 in der Schlussminute.

Spät aber doch konnte der SV Wienerberg 1921 den Stimmungskiller für das anstehende Sommerfest abwenden und einen weiteren Heimsieg einfahren. Lange Zeit gelang es den Hausherren aber nicht, mit dem numerischen Vorteil richtig umzugehen. Möglicherweise war der Respekt vor den Gerasdorfer Offensivkräften über weite Strecken zu groß, allerdings ist es auch manchmal gar nicht leicht, mit einem Mann mehr auf dem Platz die richtige Balance zwischen Sicherheitsdenken und Angriffsspiel zu finden. Wenn die Mannschaft in den kommenden Wochen auch noch auswärts zu funktionieren beginnt, war es aber ein wichtiger Sieg in Richtung oberes Drittel der Tabelle.

Wiener Stadtliga – 5. Runde
Spielbericht