Spiel des Jahres

SV Wienerberg 1921 – First Vienna FC 1894 1:2 (0:0)

Gegen den ältesten Fußballverein Österreichs war es für den SV Wienerberg 1921 sicherlich so etwas wie das Spiel des Jahres. Das vor allem auch, weil gegen die Vienna mit einem ziemlichen Zuschauerandrang zu rechnen war. Und nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Organisationsteam der Hausherren erwies sich diesem besonderen Ereignis gewachsen.

Insgesamt drei Kassen wurden eröffnet, um den 800 bis 900 Besuchern einen zügigen Zugang auf die Zuschauerplätze zu ermöglichen. Zahlreiche zusätzliche Getränkestände wurden betrieben, um auch angemessen für das leibliche Wohl der Rekordkulisse zu sorgen.

Auch die Mannschaft zeigte sich der besonderen Herausforderung gewachsen und startete stark in diese Partie. So waren es die Wienerberger, die in der Anfangsphase das Tor der Gäste zweimal ernsthaft gefährden konnten. Jeweils vom spielfreudigen Alexander Al Sarrag eingeleitet, beide Male über die linke Seite, wurden Thomas Helly und Rene Mjka aussichtsreich in Position gebracht. Beide konnten aber den Torhüter der Gäste nicht wirklich prüfen, sondern vergaben knapp.

Bei idealem Fußballwetter, so heiß war es gar nicht, gab es nach 25 Minuten eine Trinkpause für beide Mannschaften. Diese nützte offensichtlich Vienna-Trainer Peter Hlinka dazu, seine Mannschaft neu einzustellen. Denn danach verloren die Hausherren so nach und nach den Zugriff auf den Gegner und die Vienna kam immer besser ins Spiel. Bis zur Pause retteten aber die Latte, nach einem Weitschuss, und Wienerberg Goalie Nino Moser, aus kurzer Distanz, den Hausherren das Unentschieden.

Nach Seitenwechsel startete die Vienna wieder gut, aber in der Abwehr leistete man sich einen ziemlichen Bock. Ein Missverständnis zwischen Innenverteidger und Tormann wusste Rene Mjka gekonnt zum viel umjubelten Führungstreffer der Hausherren auszunützen. Mit seinem schwächeren rechten Fuß schob er aus ziemlich spitzen Winkel den Ball ins Gästetor (52.).

Damit hatte Wienerberg durch ein Geschenk doch noch einen günstigen Spielverlauf bekommen und konnte jetzt den Gegner kommen lassen. Allerdings musste man schon bald nach dem Führungstreffer Kapitän Thomas Kral verletzungsbedingt auswechseln, nicht das, was man sich in einer Spielphase wünscht, in der es vor allem um Routine und Stabilität geht.

Und auch der frühe Ausgleichstreffer (63.) spielte den Döblingern günstig in die Karten. Vor allem, weil er vermeidbar war. Zwar arbeitete Alexander Al Sarrag aufmerksam zurück und eroberte, ein gefährliches Loch stopfend den Ball, aber leider geriet das Ausputzen viel zu kurz. Das spielte zwar der Gegner dann präzise und mit hohem Tempo aus, aber für die Heimischen war es mehr als ärgerlich.

Nach dem Ausgleichstreffer war es ein Rückzugsgefecht der Favoritner, beim dem es leider nicht gelang, für die notwendige Entlastung in der Offensive zu sorgen. Viel zu wenig Bälle konnten in der Hälfte des Gegners längere Zeit gehalten werden, sodass der Druck der Gäste größer wurde, allerdings ohne ganz große Torchancen. Trotzdem hatte man als Anhänger von Wienerberg den Eindruck, dass es sich mit einem Punktgewinn entweder knapp ausgeht oder eben nicht.

Letztlich ging es sich für den SV Wienerberg 1921 knapp nicht aus. Eine sehenswerte Aktion in höchstem Tempo brachte einen späten Sieg (88.) für die Döblinger Gäste. Einen so gut heraus gespielten Treffer muss man bisweilen anerkennend zur Kenntnis nehmen, auch wenn es nach einer couragierten Leistung sehr bitter ist. Aber um so eine Aktion verteidigen zu können, muss man die Gefahr schon im Ansatz erkennen, nicht ein Einzelner, sondern der gesamte Defensivverbund, und selbst dann muss man noch ziemlich viel richtig machen.

Sicherlich war es ein verdienter Sieg der favorisierten Gäste, aber viel Nerven hat ihnen das erfrischende und zumeist taktisch kluge Spiel der Hausherren schon gekostet. Wienerberg hat es endlich geschafft, kollektiv an die Leistungsgrenze zu gehen, etwas was man schon länger nicht mehr gesehen hat, nur die durchaus mögliche Belohnung hat am Ende gefehlt. Für den Wienerliga-Fußball war es eine perfekte Werbung. Schade, dass nur selten so viele Zuseher den Weg auf den Platz finden, denn das gibt so einer Partie noch einmal einen eigenen Reiz.

Wiener Stadtliga – 3. Runde
Spielbericht